Seit dem 16. Dezember 2020 lernen wir in Hamburg wieder von zu Hause. In Zahlen ausgedrückt: Seit 62 Tagen oder 1488 Stunden ist die Präsenz- und damit Anwesenheitspflicht am MRG aufgehoben. Schon im Lockdown im letzten Frühjahr fragten wir unsere Mitschüler*innen, wie es ihnen mit diesem verordneten Lernen von zu Hause ging.

Was hat sich seitdem verändert? Hat sich der Fernunterricht verbessert, kommen wir besser klar mit ihm? Das und einiges mehr wollten wir in unserer Umfrage vom 1. bis zum 7. Februar 2021 von euch wissen. Hier sind die Ergebnisse:

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Unsere Sorgen

An dieser Umfrage nahmen 460 von 837 Schüler*innen teil. Das heißt, die Zahl der Teilnehmer*innen ist um knapp 9 % höher als bei der Umfrage im letzten Jahr. Anders als man vielleicht vermutet hätte, haben sich die Sorgen geändert: Im letzten Frühling machte sich jeder Vierte vor allem Sorgen um die gesamte Menschheit, nun sorgt sich fast ein Drittel der Teilnehmer*innen um „alles“, das heißt um alle angegebenen Optionen: um sich selbst, die Eltern, die Großeltern, die Geschwister, die Freunde, die Menschheit überhaupt und um die Wirtschaft. Die Optionen, die im letzten Jahr am häufigsten gewählt worden waren, nämlich die Menschheit überhaupt und die Großeltern, wurden nun vor allem von den Klassenstufen 5 bis 7 gewählt.

Erster und zweiter Fernunterricht im Vergleich

Am 16. März 2020 begann der erste Fernunterricht. Dieser war meiner Meinung nach an vielen Stellen verbesserungswürdig. Nun befinden wir uns im erneuten Fernunterricht und für viele Schüler*innen hat sich der Fernunterricht im Vergleich zum letzten verbessert. Das gab über die Hälfte der Befragten an. Das merkt man auch an anderer Stelle: Während im letzten Jahr den Fernunterricht knapp 59 % schlechter als den normalen Unterricht fanden, tun dies nun nur noch knapp 44 %. Trotzdem meinen 260 der 460 Teilnehmer*innen, dass sie das Gefühl haben, mehr zu arbeiten als im Präsenzunterricht. Im Abiturjahrgang haben 83 % dieses Gefühl.

Technische Ausstattung
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Eine weitere Sache, die sich verbessert hat, ist die technische Situation. Unter anderem kann man sich Geräte von der Schule leihen. So haben 90 der 420 Befragten ein Gerät von ebengenannter geliehen, weitere 27 haben sich Geräte von Bekannten geliehen. Während sich im April 69 Schüler*innen ihre Geräte mit einer Person, 29 mit zwei, 15 mit drei, 3 mit vier und 2 sogar mit noch mehr Personen teilen mussten, müssen sich jetzt nur noch 55 Schüler*innen mit einer, 20 Schüler*innen mit zwei, 11 mit drei und 3 mit vier ein Endgerät teilen. 2 Leute teilen sich ihr Gerät auch in diesem Lockdown mit mehr als vier Personen. Rund vier Fünftel müssen sich ihre Geräte nicht teilen. Das heißt, der Anteil der Schüler*innen, die sich ihr Gerät mit niemandem teilen müssen, ist im Vergleich zum letzten Jahr um 12 % gestiegen. Die Auswertung der Ergebnisse im Hinblick auf die technische Ausstattung ist allerdings schwierig, da wir davon ausgehen müssen, dass Schüler*innen, die nur eingeschränkten Zugang zu digitaler Technik haben, auch Schwierigkeiten haben, an unserer Umfrage teilzunehmen.

Der eigentliche Unterricht
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Am MRG gibt es in diesem Lockdown mehr Unterricht per Videokonferenz. Bei 455 der 460 Befragten laufen die Videokonferenzen hauptsächlich über IServ.  Während im letzten Jahr nur 92 der befragten Schüler*innen über Videochatprogramme unterrichtet wurden, haben nun 389 Schüler*innen regelmäßig Videounterricht, was ein Zuwachs von knapp 25% ist. Dazu kommen 277 Schüler*innen, deren Unterricht neben Aufgaben im Aufgabenmodul aus dem Lernen auf Lernplattformen wie Anton, Bettermarks etc. besteht. Außerdem gibt es noch einige, die im IServ-Forum mit ihren Lehrkräften kommunizieren, und manche, die mit den Lehrer*innen telefonieren oder auf WhatsApp schreiben. Bei 259 der befragten Schüler*innen werden über Videokonferenzen auch Aufgaben gegeben und bei 458 der Befragten werden die Aufgaben über das Aufgabenmodul gestellt. Der Umfrage zufolge findet nicht jede Stunde per Videokonferenz statt. Das findet aber auch ein Großteil der Schüler*innen gut. Nur ein Zehntel der Befragten will jede Stunde als Videokonferenz, während ungefähr ein Fünftel nur jede Stunde als Videokonferenz will, wenn sie die Aufgaben dann nicht mehr im Aufgabenmodul bestätigen müssen. Der Rest will nicht jede Schulstunde als Videokonferenz.

Im IServ-Kalender sind die Termine für die Videokonferenzen eingetragen © Yanic

Videokonferenzen heißen Videokonferenzen, weil man die anderen Teilnehmer sehen kann. Das allerdings nur, wenn diese ihre Kameras angeschaltet haben. 40 % der Teilnehmer*innen schalten ihre Kamera an, wenn die Lehrkraft es ausdrücklich verlangt. Rund 16 % schalten ihre Kamera bei ausreichender Internetverbindung an, während rund 12 % diese jede Stunde anschalten und etwa jeder Zehnte, wenn viele andere sie auch anhaben. Knapp 7 % können ihre Kamera nicht nutzen. Die Bereitschaft, die Kamera zu nutzen, war im Umfragezeitraum in der fünften Klasse besonders hoch. Wie Herr Plümpe auf Lehrerkonferenzen bekanntgab, gibt es keine Verpflichtung die Kamera zu nutzen, solange es dafür keinen pädagogischen Grund gibt. Die Antworten auf die Frage, was man von einer Verpflichtung der Kameranutzung hielte, waren sehr verschieden. Knapp ein Drittel war unentschieden und fand es einerseits gut, andererseits auch schlecht. 13 % fanden eine Verpflichtung gut, weil man sich dann fast wie im Präsenzunterricht direkt ansprechen könne, und etwa einer von Zehn findet so etwas gut, weil dann alle ihre Gesichter zeigen und nicht nur die, die wollen.

Leistungsüberprüfungen im Fernunterricht

Ein immer noch existierendes Problem ist das Schreiben von Leistungsüberprüfungen. Die Frage ist, wie man überprüfen kann, ob jemand schummelt. Ein Drittel der Teilnehmer findet das Schreiben von Lernkontrollen im Fernunterricht ganz in Ordnung. Etwa jeder Vierte der Befragten findet es nicht okay, da man schummeln kann, und knapp ein weiteres Viertel hat keine Ahnung, was es davon halten soll. Gut ein Sechstel der befragten Schüler*innen findet, dass es sein muss, da ihnen sonst die schriftliche Note fehlt. Das heißt, dass das Schreiben von Lernkontrollen nun von mehr Schüler*innen als beim letzten Fernunterricht als angemessen eingeschätzt wird. Einige Klassenstufen haben auch schon Lernkontrollen schreiben müssen. So gaben 31 % der Befragten an, schon eine Lernkontrolle online geschrieben zu haben. Rund 14 % wurde bereits eine Lernkontrolle angekündigt und 41 % haben bis zum Zeitraum der Umfrage noch keine geschrieben. Das sind weniger Lernkontrollen als im letzten Jahr, allerdings befanden wir uns zum Zeitpunkt der letzten Umfrage auch schon länger im Fernunterricht. Zudem war letztes Mal der Fernunterricht mitten im Halbjahr, wo viele Tests und Klausuren geschrieben werden. Jetzt liegt der Halbjahreswechsel offiziell erst weniger als einen Monat zurück, das zweite Halbjahr hat also erst begonnen.

Vor- und Nachteile des Fernunterrichts

Sowohl die guten als auch die schlechten Aspekte des Fernunterrichts scheinen sich im Vergleich zum letzten Fernunterricht verändert zu haben. Im vorigen Jahr wurden als die besten Aspekte des Fernunterrichts das Ausschlafen und die Entscheidungsfreiheit von ungefähr derselben Anzahl von Schüler*innen genannt, dagegen finden jetzt über die Hälfte der Befragten die Entscheidungsfreiheit am besten, während nur 84 Schüler*innen das Ausschlafen toll finden. Trotzdem stehen knapp über die Hälfte der Teilnehmer später als acht Uhr auf. Bis Klasse 7 stehen pro Jahrgang mehr Schüler*innen vor acht Uhr auf, dann mehr nach acht, vor allem in der Oberstufe. Die Schüler*innen stehen also nun früher als im letzten Lockdown auf und es gibt deutlich weniger Schüler*innen, die für das Lernen viel zu spät aufstehen, was vielleicht an den Videokonferenzen liegt, die zu festen Terminen stattfinden. Es überwiegt das selbstständige Arbeiten, allerdings arbeiten mehr als 40 % ohne feste Struktur. Im letzten Fernunterricht war für die meisten am schlimmsten, dass sie ihre Freunde nicht sahen. Jeder Dritte der damals Befragten fand außerdem den Stress im Fernunterricht am schlimmsten. Auch jetzt ist für ein Drittel der Befragten der Stress am schlimmsten, nur finden nur noch 26 % der befragten Schüler*innen das Getrenntsein von ihren Freunden am schlimmsten. Das könnte daran liegen, dass auch der Kontakt zu Freunden stark zugenommen hat: Während im letzten Fernunterricht nur knapp 58 % außerschulisch Kontakt zu ihren Freunden hatten, haben nun gut 78 % außerschulischen Kontakt.

Wir Schüler*innen und unsere Eltern
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Besonders jetzt im Lockdown, wo meist die ganze Familie zusammen in einem Haus/in einer Wohnung ist, müssen manchmal nicht nur die Lehrer*innen, sondern auch die Eltern helfen. 133 der Befragten erhalten von ihren Eltern Hilfe, wann immer sie diese brauchen. 103 bekommen keine Hilfe von ihren Eltern, da sie keine brauchen, wobei diese Option hauptsächlich ab Klasse 9 gewählt wurde, und 93 erhalten ab und zu Hilfe von ihren Eltern.

Lernentwicklung

Während von Stufe fünf bis acht fast alle ein LEG hatten, das per Telefon oder per Videokonferenz stattfand, hatten von der neunten bis zur zwölften Stufe die wenigsten ein LEG, welches in der Oberstufe generell nicht obligatorisch stattfindet.

Fazit und Meinung des Redakteurs

Eine Folge des Fernunterrichts ist, dass man weniger Zeit draußen und mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringt. Außerdem kann man sich schneller ablenken lassen. Obwohl ich recht gut in der Schule bin, lasse ich mich schnell von allem Möglichen ablenken, wodurch ich schon öfter meine Aufgaben nach hinten verschoben habe. Dass weniger Schüler*innen ihre Geräte mit anderen teilen als im April letzten Jahres, ist zwar eine Verbesserung, aber optimal ist es natürlich trotzdem nicht. Die Freitextantworten werden in einem weiteren Artikel ausgewertet.

Geht also viel an die frische Luft und schaut nicht den ganzen Tag auf den Bildschirm! Bis Corona eingedämmt ist, wünschen wir euch, dass ihr und eure Familien gesund bleibt.

Jonathan, Johann

Letzte Aktualisierung: 25.02.2021, 12:32 Uhr

Von Jonathan

Ein Gedanke zu “Und wieder lernen wir zu Hause – Zum zweiten Mal befragte der SPICKER die Schüler*innen des MRG zum Fernunterricht”

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