Am Dienstag, dem 14. Februar 2023, hatte das MRG Besuch von „Journalismus macht Schule“. Von der dritten bis zur sechsten Stunde nahmen interessierte MRG-Talente, Mitglieder des „MRG TV“-Teams und des SPICKERs an einem an der Veranstaltung im großen Informatikraum teil.
„Journalismus macht Schule“ ist ein eingetragener Verein, der Kompetenzen wie das Erkennen von Fake News oder das Verfassen von Texten. Dazu kommen Journalist*innen an Schulen, erzählen von ihrer Arbeit, beantworten Fragen und probieren mit Schüler*innen journalistische Methoden aus. Bevor das Ganze stattfinden konnte, mussten erst einmal die grundlegenden Dinge geklärt werden. Dazu gehörte unter anderem die Auswahl der Themen, die sich Frau Prohl, Frau Becker und der SPICKER überlegten, aber auch wo und wann das Ganze stattfinden sollte, sowie welche*r Journalist*in eigentlich kommen sollte.
Der Verein vermittelte uns den NDR-Journalisten Christian Baars an unsere Schule. Dieser arbeitet seit 2014 als investigativer Journalist beim NDR und wirkte unter anderem bei Sendungen wie Panorama mit, schrieb aber auch für Magazine wie den SPIEGEL.
Vor dem eigentlichen Termin hatten die 17 Teilnehmer*innen die Zeit, sich eigene Fragen zu überlegen und sich mit Herrn Baars auseinanderzusetzen. Auch beim SPICKER wurden einige Fragen besprochen, die uns interessiert haben.

Am 14. Februar stieg unser Gast mit einer Definition des Berufes Journalist*in ein. Ein Teil davon sei die neutrale Berichterstattung. Wenn man neutral schreiben möchte, müsse man sich natürlich zuerst ein breites Bild verschaffen, indem man verschiedene Perspektiven befragt, erklärte er uns. Eines der wichtigsten Dinge des Journalismus sei laut dem Pressekodex die Wahrhaftigkeit. Um das zu schaffen, müsse man neutrale Zeug*innen und Expert*innen befragen und auf seriöse Quellen zurückgreifen, führte er weiter aus.
Das ist aber gar nicht so einfach, was sind denn neutrale Quellen? Klar, man kann etwas von der Tagesschau abschreiben, aber das ist keine saubere Quellenarbeit. Damit wir diese einmal trainieren, führte Herr Baars eine kleine Rechercheübung durch. Hierbei ging es um die heißeste, je in Deutschland gemessene Temperatur. Hierbei kam es zu Uneinigkeiten: Einige Quellen sprachen von 42,6 °C, andere von 41,2 °C. Welchen Quellen kann man hier glauben? Hier müsse man aufpassen, sagte Herr Baars: Die meisten dieser Quellen nahmen die Messungen nicht selbst vor, sondern der DWD. Nun stellte sich die Frage, was denn dieser schreibt. Nach etwas mehr Recherche fanden wir heraus: Der DWD nahm den erst gemeldeten Hitzerekord von 42,6 °C zurück und erklärte damit 41,2 °C zum Hitzerekord in Deutschland. Weiter zeigte Herr Baars uns eine BILD-Schlagzeile aus dem Jahr 1957, die etwas von 56 °C sagte. Liest man aber den Artikel weiter, dann steht dort, dass diese Temperatur im Inneren einer Bahnhofsuhr gemessen worden sei, was also nichts mit der Lufttemperatur zu tun hat. Auch so kommt es zu Fehlinformationen.
Außerdem kamen Fragen zum eigentlichen Beruf „Journalist*in“: Wie viel verdient man? Wird man pro Artikel bezahlt? Wie viele Journalist*innen sind beim NDR eigentlich fest angestellt? Eine weitere Sache, über die gesprochen wurde, war, ob und welchen Gefahren man als Journalist*in ausgesetzt ist. Zu dieser Thematik konnte Herr Baars einige Geschichten von sich selbst und Kolleg*innen beisteuern: von einer Millionenklage eines Unternehmens bis hin zur Entnahme von Wasserproben bei Pharmaunternehmen in Indien. In Deutschland seien Journalist*innen in der Regel sehr gut geschützt, im Ausland müsse man da sehr viel vorsichtiger sein. Er selbst könne sich nicht vorstellen, als Auslandsreporter zu arbeiten.

Ein weiterer Themenblock war das Verfassen verschiedener Textsorten. Um das Vorgehen bei einer Reportage näher zu erklären, nutzte er Ausschnitte aus einem Videobeitrag, an dem er selbst mitgearbeitet hatte: „Das Klima und die Reichen“. An diesem erklärte er eindrucksvoll, wie das Team an die Interviewpartner*innen gekommen war und wie die Arbeit hinter den Kulissen verlaufen war.
Neben diesen Themen wurden viele andere Fragen gestellt. Alles in allem hätten wir vermutlich noch bis lange über die sechste Stunde mit ihm reden können und hätten immer noch Gesprächsstoff gehabt.
Von den Teilnehmer*innen, mit denen ich gesprochen habe, kam überwiegend positives Feedback. Einige von ihnen hatten das Gefühl, etwas überladen mit Informationen zu sein, doch das eher im positiven Sinne. Ein Lehrer, der ursprünglich nicht angemeldet war, kam zwischendurch vorbei und blieb aus Interesse den Rest der Zeit. Laut seiner Aussage wäre er gerne schon von Anfang an dabei gewesen.
Ich halte die Veranstaltung für sehr gelungen. Die vorbereiteten Elemente waren sehr interessant gestaltet, aber vor allem wurden die vielen Fragen sehr ausführlich beantwortet. Dadurch konnte man wirklich ein wenig „hinter die Kulissen“ schauen und verstehen, was hinter einem fertigen Artikel wirklich steckt. Sollte diese Veranstaltung noch einmal an unserer Schule stattfinden, empfehle ich jeder*m, die*der sich auch nur ein kleines bisschen für Journalismus interessiert, teilzunehmen.