Es ist wieder so weit: Der Fastenmonat Ramadan, eine der fünf Säulen des Islam, wird aktuell wieder von Muslim*innen praktiziert. Dieses Jahr begann der Ramadan am Abend des 13. April und wird bis zum Abend des 12. Mai 2021 andauern. Während des Fastenmonats sollen Muslime zwischen Sonnenaufgang und -untergang weder essen noch trinken und man soll nicht beleidigen. Nach Sonnenuntergang werden zahlreiche Speisen gereicht und man trifft sich für gewöhnlich mit Familien und Bekannten, oft auch in der Moschee – wegen Corona ist es dieses Jahr anders. Deswegen berichtet Abir – sie fastet selbst – von einem Tag des Ramadan.

Heute ist Freitag, der 23. April 2021. Es ist gerade 3:00 Uhr, in 26 Minuten beginnt das Fasten des heutigen Tages. Ich sitze gerade mit meinen Eltern am Esstisch. Zuvor half ich meiner Mutter dabei, die Äpfel und Wassermelonen zu schneiden. Außerdem bereitete ich für alle einen Früchtetee vor, den wir gerade trinken. Meine Äpfel und meinen Anteil der Wassermelonen habe ich schon gegessen, weshalb ich mit meinen Geschwistern rede. Wir erzählen uns Witze und warten auf das Gebet Fajr, was das Fasten des heutigen Tages eröffnet.

Es bleiben nur noch 10 Minuten bis zum Gebet. Ich führe die Gebetswaschung durch, während meine Geschwister die Gebetsteppiche auslegen. Nachdem alle bereit sind, fängt mein Vater mit dem Gebet an. Nach ungefähr zehn Minuten sind wir mit dem Gebet fertig. Ich helfe meiner Mutter dabei, das Geschirr zu spülen. Danach gehe ich schlafen. Um 7:00 Uhr stehe ich wieder auf und lese auf meinem Bett. Um 7:30 Uhr wird das Lesen langweilig. Mein kleiner Bruder ist schon aufgestanden. Wir spielen zusammen Vier gewinnt und Schach. Um 7:45 Uhr bereite ich mich für meine Mathe-Konferenz vor und um 7:55 Uhr bin ich in der Konferenz und warte auf meinen Mathelehrer. Nach der Mathekonferenz mache ich die Hausaufgaben, die wir bekommen haben, und helfe meinem kleinen Bruder bei seinen Deutsch-Hausaufgaben. Da knurrt mein Bauch. Ich  habe zwar keinen Hunger oder fühle keinen, aber anscheinend ist mein Bauch anderer Meinung.

Um 12:30 Uhr gehe ich in die Deutsch-Videokonferenz rein und warte, bis der Unterricht anfängt. Nach dem Deutschunterricht verschicke ich meine Spanisch-Hausaufgaben über IServ und übe auf meiner Klarinette. Dann bete ich eins von zwei Gebeten zwischen dem Sonngenaufgang und Sonnenuntergang. Danach habe ich ein leichtes Hungergefühl, aber ich darf ja noch nicht essen. Nach dem Beten sagt mein Vater, ich solle Milchreis kaufen gehen. Als ich draußen bin, scheint die Sonne so heiß, dass ich mich nach einem Eis sehne. Ausgerechnet dann kommt eine Gruppe mit Kindern und einer Erziehungsberechtigten an mir vorbei und alle haben ein Eis. Ganz ehrlich, ich werde ein bisschen neidisch, doch ich schaffe es, mich dazu zu bringen, mich darauf zu konzentrieren, einkaufen zu gehen. Als ich zurück komme, bete ich das zweite Gebet zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Nach dem Gebet sind es noch ungefähr drei Stunden bis zum Iftar, die Zeit des Fastenbrechens. In der Zeit helfe ich meiner Mutter beim Kochen und bei der Vorbereitung des Essens. So vergehen mehr als zwei Stunden und einige Minuten. Während der letzten Stunde schaue ich fern.

Die Zeit des Fastenbrechens ist angekommen. Zuerst essen meine Familie und ich die Datteln. Jeder hat fünf Datteln. Es ist nämlich eine Pflicht, eine ungerade Zahl von Datteln zu essen. Wir trinken auch noch Milch. Nach dem Essen der Datteln beten wir zuerst. Dann werden Nudeln gegessen. Morgen ist es genauso, bis zum Ende des Ramadan.

Meiner Meinung nach hat Corona das Fasten eigentlich leichter gemacht, da man möglichst zuhause bleiben soll und nicht auf Partys oder Feste gehen soll – und da die meisten Orte, zu denen man hingehen könnte, um nach der Schule zu essen, geschlossen sind.

Von Abir

2 Gedanke zu “Der Monat des Fastens”
  1. Liebe Abir,

    wie schön, dass du uns allen einen Einblick in deinen Tagesablauf in der Fastenzeit gegeben hast. Dein Artikel gefällt mir sehr! Den Großteil des Fastenmonats hast du bereits geschafft. Die letzte Woche vergeht nun bestimmt wie im Flug…

    Ich wünsche dir und deiner Familie weiterhin einen friedlichen Ramadan!

    Herzliche Grüße

    Ra

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