Am Freitag, den 13. Juni 2025, ist Margaretha Rothe 106 Jahre alt geworden und obwohl sie schon 1945 verstarb, lebt sie in unseren Erinnerungen weiter. Wir dürfen nicht vergessen und die Arbeit derer zunichte machen, die sich für unsere Zukunft opferten. Wir müssen die Menschen in Ehren halten, die sich dem System widersetzten und Widerstand leisteten.

Im Zuge des Geburtstags von Margaretha Rothe kamen an diesem Tag mehrere Zeitzeugen, die über ihre Erfahrungen berichteten und Fragen von Schüler*innen in einem Zeitzeugengespräch beantworteten. Für die Oberstufe besuchten Helmut und Ulrich Sander das MRG.

Zum Anfang des Zeitzeugengesprächs wurde den Schüler*innen ein Trailer zu dem Film namens „Vier gegen Hitler – Auf den Spuren der Helmuth-Hübener-Gruppe”. Dieser entstand maßgeblich durch die Bemühungen von Herrn Brockmann, aber auch Jürgen Kinter. Der Film handelt von Helmuth Hübener und seinem Widerstand. Herr Brockmann war bei diesem Gespräch tatsächlich auch anwesend und leitete es. Dann stellten sich Helmut und Ulrich Sander vor. Helmut Sander kam früher als Ulrich Sander zur Welt und erlebte als kleines Kind sogar noch die Operation Gomorrha 1943 mit. Der Name dieser Operation ist aus der Bibel abgeleitet. Die Städte Sodom und Gomorrha waren Beispiele für sündige Städte und wurde im Zuge dessen durch Feuer komplett vernichtet. Hamburg sollte durch den Bombenhagel der Allierten dem Erdboden gleichgemacht werden. In den Nächten des Juli 1943 stand Hamburg in Flammen. Ulrich Sander wurde erst 1941 geboren und kann sich deshalb nicht an diesen Vorfall erinnern. Er aber ist dafür verantwortlich, dass man heute den Namen Helmut Hübener kennt und sogar Straßen und Schulen nach jenem Wiederstandskämpfer benannt wurden.

Ulrich Sander und andere Journalist*innen wie Ilse Jakob recherchierten über junge Wiederstandskämpfer, die sonst kaum bekannt waren oder immernoch sind.

Ulrich und Helmut Sander erzählt von ihrer Zeit an der Schule Bullenhuser Damm nach dem Krieg, welche heute eine Gedenkstätte für die Opfer ist, denen dort ihr Leben auf grausame Weise genommen wurde. Der Lungenarzt Doktor Heißmeier führte Experimente an Kindern durch, die aus Ausschwitz nach Neuengamme verfrachtet wurden. Mit ihnen zwei holländische Gefangene, die auch in der Schule erhängt wurden und mit ihnen weitere 20 sowjetische Kriegsgefangene.

Diese Gräueltaten wurden aber erst viel später von einem weiteren Journalisten aufgedeckt. Währenddessen arbeitete der Arzt einige Zeit weiter, wobei er durch Bekannte von Ulrich Sander als nett und einfühlsam beschrieben wurde.

Gegen Ende des Zeitzeugengesprächs wurden noch Fragen aus dem Publikum beantwortet. Eine Frage, die sich besonders bei mir eingeprägt hat, war, was Ulrich und Helmut Sander der neuen Generation als Ratschlag auf den Weg mitgeben würden. 

Ihre Antwort war: „Man muss den Schneeball aufhalten, bevor er zur Lawine wird.”  Ein Zitat von Erich Kästner. Nazi-Deutschland konnte nur durch einen Krieg besiegt werden. Sie fügten ein weiteres Zitat von Erich Kästner hinzu. „Man hätte den Nationalsozialismus schon 1928 besiegen müssen.”

Ulrich Sander sprach dann über die Arbeit von Beate Klarsfeld, die den CDU-Politiker und ehemaligen Bundeskanzler Kurt Kiesinger am 07. November 1968 ohrfeigte und ihn wegen seiner Mitgliedschaft bei NSDAP anklagte. Klarsfeld skandalisierte viele weitere Ereignisse in Bezug auf Nationalsozialisten, sodass sie sogar als Nazi-Jägerin bekannt wurde.

Herr Brockmann sagte im Bezug auf Beate Klarsfeld, dass es damals zu wenig Journalist*innen gab und heute zu wenig Journalist*innen gäbe, die unangenehme Fragen stellen. 

Erinnerung kennt keinen Schlussstrich und Verantwortung deshalb auch nicht.

Frank-Walter Steinmeier, 27. Januar 2025

Von Gregor

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